Tierische Namensgebung
Betritt man in Ladenburg den Jesuitenhof findet sich links neben dem Tor ein Gedenk- oder Grabstein. Er zeigt ein Wappen, die Jahreszahl 1630 und zwei Namen: Georg Heinrich Gans von Otzburg und Anna Maria Gensin von Otzburg. Gans von Otzburg? Wie in “großer weißer Vogel”? Ja. Nach der ersten Überraschung beginnt die Recherche. Eine erste Erklärung, die dem modernen, an die vollmundigen Namen von Rassetieren gewöhnten Geist sich geradezu aufdrängt erweist sich als falsch: Georg Heinrich und Anna Maria waren (natürlich) keine Ladenburger Preisgänse. Bleibt aber weiterhin die Frage, wie ein Adliger an den Namen “Gans” kommt. Johann Wilhelm Christian Steiner gibt eine interessante Erklärung: Die Benennung “von Otzburg” sei nicht zwangsläufig dem Besitz dieser Burg geschuldet, vielmehr könne es sich ebenso um Burgmannen, also um die adelige Besatzung der Otzburg, gehandelt haben. Den Namenszusatz “Gans” wiederum verdanke die Familie der Tatsache, dass sie einen Gänsestall besessen habe. Nicht besonders heroisch zwar, aber nichtsdestotrotz eine reizvolle und sehr wahrscheinliche Erklärung.