18.
Apr
10

re:publica - eine Rückschau

von Ben

Die re:publica ist vorbei, die Bahn hat mich sicher (und mit einer geradezu lächerlichen Verspätung von einer Stunde) nach Hause gebracht und es ist Zeit für eine Rückschau. Wie so vieles im Leben war re:publica geprägt von Licht und Schatten, wobei zumindest was den Unterhaltungswert angeht die positiven Aspekte überwiegen.

Besonders enttäuscht war ich von der Podiumsdiskussion “Feministische Netzkultur” - die erste halbe Stunde haben die Teilnehmer erzählt, warum sie über Feminismus bloggen, die zweite halbe Stunde sich gegenseitig zugerufen, wie wichtig doch Vernetzung sei. Na, wenn das alles ist, was es über feministische Netzkultur zu sagen gibt…

Ein anderer Vortrag hat dagegen noch einmal unterstrichen, dass es durchaus riskant ist, wenn man die Vorträge von Laien gestalten lässt: Die Fähigkeit, Kommandozeilenbefehle für Linux auswendig aufzusagen bringt keine kulturwissenchaftliche Kompetenz mit sich. In diesem Sinne hat “Internetmeme und Traditionen digitaler Lebensräume” die Anwesenheit nicht gelohnt.

Ganz anders dagegen die Diskussion über Slow Media - mit Begeisterung, ja geradezu Inbrunst wurden das Slowmediamanifest und einige Beispiele für “langsame Medien” vorgestellt - Bücher, Zeitschriften und ähnliches. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, die eine intensive Diskussion nach sich zog.

Der Höhepunkt war allerdings ein Vortrag über Parallelen und Unterschiede von Tagebüchern und Blogs von Anne: Eine viel zu kurze halbe Stunde mit jemanem, bei dem ich endlich das Gefühl hatte, dass sie weiss wovon sie spricht. Leider hat uns die Referentin die Stunde (oder auch anderthalb), die sie mit dem Thema hätte füllen können nicht gegönnt, aber zur Strafe frage ich was noch offen bleiben musste einfach per Email nach.

Ansonsten war es ein großes meet and greet, bei dem sich die Blogger gegenseitig ihrer Bedeutung versichert haben. Geradezu entlarvend war die Einblendung von Twittermeldungen im Großen Saal (Friedrichstadtpalast), die es den Teilnehmern bei re:publica ermöglicht hat, zu lesen, was andere Teilnehmer bei re:publica über re:publica bei Twitter schreiben. Hier ist die Selbstreferenzialität der Blogosphäre derart ins Absurde gesteigert, dass die Veranstaltung karnevalistische Züge gewinnt.

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