17.
Feb
09

Wirtschaftskrise und Demokratie

von Ben

Es kriselt und kriselt und kriselt. Immobilienmarkt, Finanzmarkt, Naher Osten, Katholische Kirche, Gesamtwirtschaft… Aber es gibt auch gute Nachrichten: Zumindest für die Finanz- und Wirtschaftskrise stehen die Gründe fest. Ich habe am Wochenende das Video eines Vortrags von Sarah Wagenknecht entdeckt und sie hat mir die Augen geöffnet. Sie wartet nämlich mit Erkenntnissen wie folgender auf:

Und immernoch gilt die Weisheit, dass Geld nicht einfach verschwindet. Das Geld das jetzt fehlt hat sich vorher jemand in die Tasche gesteckt.

Dass die Frau von Wirtschaft nichts verstanden hat, sehe ich nichteinmal als Problem an. Dass sie von Wirtschaft nichts versteht und dennoch Politik betreibt unterscheidet sie nichteinmal vom Gros ihrer Kollegen. Aber etwas anderes bereitet mir Sorgen: Dass hier für unheimlich komplexe Vorgänge simple Erklärungen angeboten werden. Umberto Eco sagte einmal, es gebe zu jedem komplexen Problem eine einfache Lösung - und das sei die falsche. Leider, so fürchte ich, wird die Zukunft eher zeigen, dass für die Wirtschaftskrise nur einfache Erklärungen geboten werden.

Die Folgen sind alles andere als unabsehbar. In nicht allzu ferner Zukunft wird was als Immobilienkrise begann als allgemeine Wirtschaftskrise verbunden mit Arbeitslosigkeit beim Wahlvolk ankommen. Und wenn eben nicht mehr nur Investmentbanker (die es ja per se nicht anders verdienen), sondern auch Schlosser, Schreiner, Pfleger und andere ihre Arbeitsplätze verlieren, werden die Menschen im besten Fall eine Erklärung, sicher aber auch Schuldige verlangen. Und dann schlägt die Stunde der extremen Parteien. Während auf der linken Seite in Windeseile der Bogen gespannt werden wird von den Banken über den Kapitalismus zur Demokratie als Schuldigen, wird auf der rechten Seite der Bogen eben von den Amerikanern hin zum politischen Establishment und der Demokratie gespannt. Und im Extremfall treffen sich beide Seiten nicht nur bei der Ablehnung der Demokratie, sondern bereits beim Kampf gegen das “internationale Finanzjudentum”. Die nächsten Wahlen versprechen spannend zu werden.

Wenn ich Vorträge wie den von Sarah Wagenknecht höre, denke ich nicht mehr über eine Wirtschaftskrise nach, dann mache ich mir Sorgen um die Demokratie.

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