8.
Jan
09

Sieg und Niederlage

von Ben

Wie wahrscheinlich mittlerweile jeder mitbekommen hat, führt Israel mal wieder Krieg. Nachdem es 2006 gegen die Hizb Allah im Libanon ging, ist diesmal die Hamas im Gazastreifen dran. Wie lang der Konflikt noch läuft ist kaum abzusehen, aber ich denke Münkler hat recht, wenn er darauf hinweist, dass schon der nächste Fehlgriff bei der Zielbestimmung (Krankenhaus, Schule, Kindergarten) Israel zur Einstellung der Kampfhandlungen zwingen kann. Heute hat die IDF bereits einen UN-Konvoi getroffen.

Allenthalben wird Israel gewarnt, eine Wiederholung der Niederlage gegen die Hizb Allah sei durchaus im Bereich des Möglichen, wenn nicht sogar wahrscheinlich. Und das ist, ich gebe es zu, ein Punkt, den ich nicht verstehe. Von welcher Niederlage reden die Medien?

Die IDF hat 2006 die Stellungen der Hizb Allah im Libanon und andere libanesische Ziele sowohl aus der Luft, als auch mit Bodentruppen angegriffen. Dabei wurde die libanesische Infrastruktur schwer getroffen, die Waffenarsenale der Hizb Allah wurden weitgehend zerstört und die Gefallenenzahlen bewegten sich im Verhältnis von 10 – 15 zu 1 zugunsten der Israelis. Die Hizb Allah wurde aller gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz so schwer getroffen, dass seitdem an der israelisch-libanesischen Grenze weitgehend Ruhe herrscht. Selbst jetzt, da Israel im Gazastreifen engagiert ist, greift die Hizb Allah nicht an. Und dennoch verkauft die Hizb Allah die absehbare Niederlage gegen die IDF als gottgegebenen Sieg!

Dass die israelische öffentlichkeit mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist und den Kriegsverlauf kritisch betrachtet ist nachvollziehbar; auch aus Sicht der Hizb Allah ist das Sieggeschrei verständlich (die Alternative wäre ein Eingeständnis der Niederlage und das kann der Partei Gottes ja gegen den zionistischen Feind kaum passieren). Aber warum auch die westlichen Medien auf diese islamistische Propaganda hereinfallen ist mir bis heute schleierhaft.

Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Fehler jetzt im Gazastreifen nicht wiederholt. Natürlich hat Hamas alle Vorteile auf ihrer Seite. Bilder von toten Kindern lassen sich einfach besser vermarkten als Bilder von getroffenen Panzern. Und während Israel ein Interesse daran hat, die eigenen Verluste so gering wie möglich zu halten, ist jedes tote Kind, jede getroffene Schule für Hamas ein propagandistisches Geschenk Gottes. (Und wenn Gott nicht freigiebig genug ist, kann man ja nachhelfen, indem man seine Raketenstellungen in Schulen und Kindergärten unterbringt.)

Wir werden sehen, wie leicht sich die westlichen Medien diesmal an der Nase herumführen lassen.

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