26.
Jul
07

Ausstellungen: Konstantin in Trier

von Ben

In Trier läuft zur Zeit die Ausstellung über Kaiser Konstantin und ich habe es mir nicht nehmen lassen, sie mir anzuschauen - zumindest ein Drittel davon. Ich muss gestehen, mir haben die vier Stunden im rheinischen Landesmuseum gereicht, ich wollte mir nicht auch noch das bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum und das Stadtmuseum anschauen. Im Nachhinein muss ich sagen: es hätte sich wahrscheinlich gelohnt, schließlich beleuchten das Diözesan- und das Stadtmuseum die Person Konstantins unter einem sehr speziellen Blickwinkel, während das Landesmuseum vor allem allgemeine Informationen bietet.

Inhaltlich versucht die Ausstellung parallel das Leben Konstantins und die allgemeine Situation im spätantiken imperium romanum darzustellen. Ein weiter Themenkreis also, der durch eine Vielzahl von Exponaten veranschaulicht werden soll. Die Organisatoren bieten Einblicke in die Besonderheiten der Tetrarchie, das römische Alltagsleben, das Militär und die Situation an der germanischen Grenze. Glanzstück der Ausstellung ist eine Nachbildung der Reste der Kolossalstatue von Konstantin, die in Rom im Konservatorenpalast ausgestellt werden. Alles in allem kann man einen interessanten Eimblick in die Welt der römischen Spätantike gewinnen. Witzig ist der farblich unterlegte Übergang vom heidnischen zum christlichen Rom. Nach den dunkel gehaltenen Räumen über das heidnische Rom, durchschreitet man einen Raum der nur ein animiertes Feuer und ein paar Informationen zur Christenverfolgung enthält und gelangt in die hellen Räume des christlichen Rom.

Leider leidet die Ausstellung aus meiner Sicht unter erheblichen Mängeln. Vor allem bietet sie gleichzeitig zu viele und zu wenig Informationen. Ein uninformierter Besucher hat kaum eine Möglichkeit sich sämtliche dargestellten Details aus Konstantins Familiengeschichte zu merken, die ja noch durch überlicksartige Darstellungen der vorkonstantinischen Ära erweitert werden. Andererseits fehlt es an gerade für den Laien wichtigen Detailinformationen. So bietet die Ausstellung zum Beispiel eine Vielzahl von Glasgefäßen, aber über die Glasherstellung wird kein Wort verloren. Hinzu kommt, dass viele Begriffe als bekannt vorausgesetzt werden, die nicht jedem bekannt sein müssen. Der Begriff “Zwiebelknopffibel” zum Beispiel stellte sich als erklärungsbedürftig heraus. Was die Präsentation von Fakten angeht, gibt es deutlich bessere Ausstellungen.

Ein weiteres Manko ist die Fülle an Exponaten. Ich vermute, viele Exponate sind eine beliebte Möglichkeit, die Wichtigkeit einer Ausstellung darzustellen, aber wenn dabei nicht für Abwechslung gesorgt wird, wirken sie schnell ermüdend. In Haufen angerichtete Silbermünzen mögen ja noch interessant sein, aber Glas- und Tongefäße im Dutzend oder lange Reihen von einzelnen Münzen vermögen schlicht nicht zu faszinieren.

Insgesamt ist es dennoch eine recht hübsche Ausstellung. Ob es sich lohnt, sie zu besuchen? Jein! Wer sich als völliger Laie über die römische Spätantike informieren will, kann das in Trier gut tun. Zumindest, wenn er akzeptiert, dass er einige Dinge nicht verstehen wird. Wer sich allerdings bereits mit Rom auseinandergesetzt hat und zum Beispiel das römisch-germanische Museum in Köln kennt, die Beutesilber-Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer besucht hat, oder sogar schon in Rom war, wird zumindest im Landesmuseum nichts Neues entdecken können. Für den bieten sich wahrscheinlich die anderen Ausstellungsstätten an, aber über die kann ich nichts sagen.

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