11.
Jun
07

Freund oder Feind?

von Ben

Die New York Times meldet heute, die US-Streitkräfte im Irak planten, sunnitische Gruppen mit Waffen zu versorgen. Angeblich hätten die betreffenden Gruppen zugesichert, von weiteren Angriffen auf die Amerikander abzusehen und stattdessen al Qaida zu bekämpfen. Irgendwie erinnert es mich an das Jahr 9. (Ich war dabei! Ehrlich!… Ok, ertappt!)

Im Herbst besagten Jahres kam es im Teutoburger Wald (die Bezeichnung stammt von Tacitus und ist nicht mit dem heutigen Teutoburger Wald identisch) zu einer folgenschweren Schlacht zwischen verbündeten germanischen Stämmen unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius und römischen Legionen. Die XVII., XVIII. und XIX. Legion befanden sich samt Hilfstruppen und Troß auf dem Weg in ihr Winterhauptquartier. Wahrscheinlich um einem lokalen Aufstand auszuweichen sie sich durch unwegsames Gelände. Regen und Sumpf zwangen die Römer, sich in langezogener Marschkolonne durch den Wald zu bewegen. Diese Situation, die die Römer daran hinderte zu ihrer bewährten Taktik der geschlossenen Schlachtreihe und des Einsatzes von Pila auf Distanz zu greifen, nutzte Arminius aus und griff die Legionen vier Tage lang an. Am vierten Tag waren alle drei Legionen aufgerieben. (Was Augustus zu dem Ausruf “Vare, Vare, redde legiones” veranlasst haben soll.)

Natürlich stellt sich die Frage, wie es zu diesem Angriff kam (Tacitus wirft Varus unsensibles Verhalten gegenüber den Germanen vor) und was die langfristigen Folgen waren (große Teile des heutigen Deutschlands blieben für Jahrhunderte von der Zivilisation “verschont”), aber im aktuellen Kontext interessiert vor allem die Person des germanischen Anführers. Warum war Arminius in der Lage drei römische Legionen vollständig zu vernichten? Das war zu dieser Zeit kein alltäglicher Vorgang.

Arminius stammte einer führenden Familie im Stamm der Cherusker. Ab dem Jahr 4 führte er eine Abteilung cheruskischer Krieger, die den Römern als Hilfstruppen diente. In diesem Zusammenhang nahm er an der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes auf dem Balkan teil und erwarb das römische Bürgerrecht und den Rang eines Ritters. Er besaß demnach profunde Kenntnisse des römischen Militärwesens. Im Jahr 7 oder 8 kehrte er nach Germanien zurück und führte im Auftrag Varus die germanischen Hilfstruppen. Mit diesen Hilfstruppen, die von Rom ausgebildet und wohl zum Teil auch bewaffnet wurden führte Arminius, unterstützt von anderen germanischen Stämmen, den Angriff auf das römische Heer. Es ist wohl nicht zu viel der Interpretation, wenn vermutet wird, dass es gerade die Kenntnis der römischen Kampfweise war, die es Varus ermöglichte, eine Taktik anzuwenden, der die Römer nichts entgegenzusetzen hatten. Mit einer ähnlichen Taktik gelang ihm übrigens im Jahr 15 ein weiterer Sieg gegen die von Caecina geführten römischen Truppen.

Varus vertraute Arminius, weil dieser römischer Bürger war und auf Seiten Roms gekämpft hatte. Die US-Streitkräfte vertrauen militanten Gruppen, die bis gerade eben noch ihre erklärten Feinde waren. Da bleibt nur zu sagen: Viel Glück!

Zitat des Tages:

In my heart I knew it was wrong for our country.
(Monique Thibodeaux zum (mittlerweile abgelehnten) US-amerikanischen Einwanderergesetz)

Dear Mrs Thibodeaux, in this case your heart is entirely of no interest. When it comes to knowing, the only thing that counts is your brain - if you have one. Please don’t try to make politics with a muscle instead of your encephalon.

Your humble servant, Silence Dogood *g*

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