Georgien
Donnerstag, August 14th, 2008Wir schreiben das Jahr 2008 und die Welt taumelt am Rande eines Krieges. Radikale Ultranationalisten haben an Macht in Moskau gewonnen. Ihr Ziel: Die Wiedereinführung des russischen Imperiums.
Mit diesen Worten beginnt die Einführung des 2001 veröffentlichten PC-Spiel Ghost Recon. Mit Blick auf den aktuellen Waffengang in Georgien muten diese Worte doch ein wenig unheimlich an. Auf die verworrenen Hintergründe dieses Konflikts, das Geflecht aus Autonomiebestrebungen, historisch gewachsenen Aversionen und Wünschen nach nationaler Größe will ich hier nicht eingehen. Das ist das ewig gleiche Lied, sowohl in Georgien, als auch in Serbien ja, sogar in Frankreich und Spanien.
Etwas ganz anderes stimmt mich aber nachdenklich. Dass Russland keinerlei Hemmungen kennt, sich auf dem Gebiet seiner Nachbarn militärisch zu engagieren, dürfte auch zuvor jedem klar gewesen sein. Nun führt aber Russland nicht gegen irgendeinen Nachbarn Krieg, sondern gegen den ausgesprochenen Wunschkandidaten der USA für die Aufnahme in die NATO.
Nehmen wir einmal an, den USA wäre ihr Wunsch erfüllt worden. Dann hätte Russland - ohne vorher angegriffen worden zu sein - Militärschläge gegen einen NATO-Staat geführt. Das vorherige militärische Engagement Georgiens in Ossetien diente der Wahrung der staatlichen Integrität und war völkerrechtlich wohl nicht zu beanstanden. Damit hätte ein Verteidigungsfall vorgelegen und neben den USA müsste halb Europa auf Seiten Georgiens in den Krieg eintreten. Die USA dürfte das relativ kalt lassen, aber die Europäer haben im großen Krieg – auch bekannt als erster Weltkrieg – bitter erfahren müssen, wie es ist, wenn man sich von seinen Verbündeten in Kriege hineinziehen lässt.
Vielleicht ist das der eigentliche Hintergrund des Engagements Russlands. Vielleicht will der neue Zar nur die Europäer in der NATO motivieren, sich von seinem außenpolitischen Vorgarten fernzuhalten. In Russland erinnert man sich scheinbar wehmütig an den Kalten Krieg.